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68 Route 6. ATHOS. Von Athen

Die Dampfer nach Konstantinopel (vgl. S. 63) wenden sich
von der Reede von Saloniki gen SW. in den weiten Golf. Schöner
Rückblick auf die Stadt. R. die Wardarmündung, l. die Chalkidische
Halbinsel
, geradeaus die Kuppe des Olymp (S. 64). Südl. von ihm
wird später der Ossa sichtbar und zwischen beiden das schmale
Tempe-Tal. L. der nur bis 330m hohe westlichste der drei Arme,
die die Chalkidike nach S. streckt: Kassandra, einst Pallene genannt.
An der schmalen Ansatzstelle s.w. von dem durch Philipp von
Makedonien
zerstörten Olynth lag das von Korinth gegründete
Potidäa, das nach den Zerstörungen von 429 und 356 als Kassandreia
neu erstand. Hinter dem Vorgebirge Paliuri erscheint die Südspitze
des mittelsten Armes (790m; Longos, Sithonia), Kap Drepanon, und
als mächtige Masse der Marmorkegel des Athosbergs (1935m), der den
östlichsten der Arme (Akte) im S. monumental abschließt.

Der Athos.

Die Athoshalbinsel (Hagion Oros, Monte santo) bildet eine gegen
45km lange und bis zu 10km breite, mit prächtigen Wäldern von
Eichen, Kastanien und Platanen bedeckte Gebirgsmasse von krystal-
linischen
Schiefern, aus denen im S. der Marmorkegel des eigent-
lichen
Athosbergs emporsteigt. Auf diesem Höhenzug wohnen, auf
zwanzig mächtige[mächtigen] Klöster[Klöstern], die mit ihren oft gegen Seeräuber, Sara-
zenen
und Klephten verteidigten Mauern und Türmen mittelalter-
lichen
Burgen gleichen, ferner zwölf dörfliche Mönchsgemeinden
(Skitia) und zahlreiche Einsiedeleien und Zellen (Kellia) verteilt,
über 7000 Menschen, die Ackerbau, Gartenbau und Handarbeit trei-
ben
und bis auf wenige geistig recht tief stehen. Nicht nur die
merkwürdige Mönchsrepublik, sondern auch die Schönheit der Land-
schaft
und die Reste mittelalterlicher Kunst machen den Besuch
lohnend.

Der Besuch ist allerdings umständlich und ohne Kenntnis des Neu-
griechischen
kaum auszuführen. Von größtem Nutzen und in mancher
Hinsicht unentbehrlich ist ein Empfehlungsschreiben des ökumenischen
Patriarchen zu Konstantinopel, das durch Vermittelung der Botschaften zu
erlangen ist.*)

Der steil aus dem Meere aufragende und von Troja z. B. sichtbare
Athos gehört zu den Bergen, auf denen Äschylos im Agamemnon die
Leuchtfeuer flammen läßt, die den Fall Trojas nach Mykenä melden. Im
V. Jahrh. lagen auf der Halbinsel fünf Ortschaften, die von Griechen und
Barbaren bewohnt wurden. 492 scheiterte an seinen stets von den Schiffern
gefürchteten Felsen die Flotte des Darius unter Mardonios. Deshalb ließ
(483-481) Xerxes die etwa 2km breite Ansatzstelle der Halbinsel neben der
Stadt Sane durchstechen; Spuren des Kanals (Prówlakas) sind noch er-
kennbar
. Alexander dem Gr. machte der Architekt Deinokrates (S. 208)
den abenteuerlichen Vorschlag, dem Berge menschliche Gestalt zu verleihen
und ihr in die eine Hand eine Stadt, in die andere eine Schale zu legen,
aus der sich die Gewässer des Athos in das Meer ergössen. Im späteren


*) H. Brockhaus, Die Kunst in den Athos-Klöstern (Leipzig 1891); H. Gelzer,
Vom Heiligen Berge und aus Makedonien. Reisebilder (Leipzig 1904). Die
beste Karte ist das Blatt Athos (1899, 2 M) der österreichischen General-
karte
von Mitteleuropa 1:200000.